Nach 274 Rundgängen durch die Stadt und die Frauenkirche endet nun sein Engagement als Guide
Vor wenigen Tagen führte Siegfried Ranz zum letzten Mal eine Gruppe durch Günzburg. Der Stadt- und Kirchenführer beendet nach 17 Jahren seine Tätigkeit. „Günzburg ist eine sehenswerte Stadt mit einer abwechslungsreichen Geschichte und wunderschönen Gebäuden. Die von den Habsburgern geplante Oberstadt mit ihrer erhaltenen Straßen- und Gassenstruktur und die Mauern, Tore und Türme der Altstadt sind ein wahrer Glücksfall“, schwärmt Siegfried Ranz. Zum ersten Mal begleitete er am 20. Juni 2008 eine Gruppe durch die Günzburger Frauenkirche. Zu diesem Wahrzeichen der Großen Kreisstadt hatte Siegfried Ranz schon sehr früh ein besonderes Verhältnis.
Ranz wurde 1941 in Augsburg geboren und kam 1944 nach Günzburg. Gemeinsam mit seiner Mutter und später mit seinem Vater und Bruder wurde er in einem Haus am Marktplatz einquartiert. „Der Marktplatz und die Gassen der Altstadt waren ein Spielplatz für uns Kinder. Wir sind hier aufgewachsen und kannten jeden Winkel“, erzählt der 84-Jährige. Regelmäßige Kirchgänge mit seiner Familie führten ihn immer wieder in die Frauenkirche.
Später wurde er Ministrant und in dieser Zeit habe er viel gelesen. Vor allem Geschichte habe ihn interessiert und fasziniert: „Die Geschichte Günzburgs von den Römern über die Habsburger bis hin zur Zugehörigkeit zu Bayern im Jahr 1806 ist unglaublich spannend.“ Und diese Geschichte und sein Wissen gab er als Lehrer an seine Schulklassen weiter.
Siegfried Ranz machte 1961 Abitur, studierte Lehramt und war für 36 Jahre in verschiedenen Funktionen Lehrer in Günzburg. „Ich unterrichtete damals vor allem dritte und vierte Klassen – unter anderem im Fach Heimat- und Sachkunde. Bei mir wurde der Bereich Geschichte nicht unbedingt vernachlässigt“, sagt der Pensionär.
Neben seinem Beruf war Siegfried Ranz Organist in den Günzburger Kirchen. Zuerst von 1963 bis 1968 in der Hofkirche, dann über 33 Jahre in St. Martin und schließlich in der Frauenkirche. „Als Organist in der Hofkirche habe ich im Monat 120 Mark bekommen, dafür habe ich an jedem Sonntag zwei Messen gespielt“, erinnert sich der Kirchenmusiker.
Neben der Geschichte ist Musik die große Passion von Siegfried Ranz. Vor rund 20 Jahren rief er die „Kleine Kirchenmusik“ ins Leben. An jedem zweiten Dienstag im Monat spielte der Organist gemeinsam mit anderen Musikern in der Frauenkirche. Am 9. Dezember hört er auch damit auf. „Dann habe ich alle Ehrenämter niedergelegt“, so Ranz.
Zum Stadt- und Kirchenführer wurde der Günzburg-Kenner im Jahr 2008 von den damals schon als Stadtführer agierenden Heribert Schretzenmayr und Hubert Winter angeworben. „Aber auch Frau Gorzitze, die die Tourist-Information leitete, hatte ihren Anteil daran, dass ich als Stadt- und Kirchenführer aktiv wurde“, blickt Ranz zurück. In den 18 Jahren als Guide zeigte er bei 274 Führungen 5423 Menschen die Frauenkirche und die Günzburger Innenstadt. „Es war für mich immer eine Freude, den Gästen und Einheimischen die Geschichte Günzburgs und der Frauenkirche näher zu bringen“, erklärt der ehemalige Stadtrat.
Die besondere Verbundenheit zur Frauenkirche zeigte sich auch in seinem Engagement im Förderverein Frauenkirche. Von 2006 bis 2024 war Siegfried Ranz Vorsitzender des Vereins. Natürlich wurde bei den Stadtrundgängen die Kirche, die von Dominikus Zimmermann erbaut wurde, immer angesteuert. Derzeit gibt Siegfried Ranz sein großes Wissen an neue Stadt- und Kirchenführer weiter.